Gemeinsam mit dem Brandenburgischen Literaturbüro laden der Buckowina e.V. und die Parklichtspiele Buckow am 9. November 2025 um 13 Uhr zu einem Nachmittag des Erinnerns und der Auseinandersetzung ein. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von historischer Forschung, filmischer Propaganda und der Frage, wie antisemitische Bilder bis heute nachwirken.
Ausgangspunkt ist die Vorstellung des 2024 erschienenen Sachbuchs »Joseph Süßkind Oppenheimer. Ein Justizmord« der Autorin Raquel Erdtmann. In ihrem Werk rekonstruiert sie die Lebensgeschichte des jüdischen Hoffaktors Joseph Süßkind Oppenheimer (1698–1738), der am Hof von Herzog Carl Alexander von Württemberg zu Einfluss gelangte und nach dem Tod des Herzogs einer nachweislich antisemitisch motivierten Verhaftung, Enteignung und Hinrichtung zum Opfer fiel.
Im Gespräch mit der Autorin werden die historische Hintergründe, Aktenfunde und gesellschaftliche Dynamiken dieser umfangreich dokumentierten antisemitischen Justizverfolgung beleuchtet. Lesepassagen aus dem Buch lassen die historische Figur Oppenheimers im Kontext ihrer Zeit sichtbar werden – als Mensch, der zwischen Macht, Loyalität und Vorurteil zerrieben wurde.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellen wir Erdtmanns Rekonstruktion der historischen Ereignisse dem nationalsozialistischen Propagandafilm »Jud Süß« (Regie: Veit Harlan, 1940) gegenüber. Die Einführung ordnet den Vorbehaltsfilm aus dem Bestand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in den Kontext der NS-Auftragsarbeiten ein und macht deutlich, wie Oppenheimers Schicksal ein zweites Mal, nun im Kontext der heraufziehenden Shoa, missbraucht wurde.
Die anschließende Filmvorführung, die nicht exklusiv besucht werden kann, eröffnet den Raum für ein gemeinsames Gespräch mit dem Publikum. Dabei sollen nicht nur die Mechanismen antisemitischer Bildproduktion im Nationalsozialismus, sondern auch aktuelle Bezüge thematisiert werden: Etwa die filmische Inszenierung des Einzugs der Juden in die Stadt, die mit heutigen Debatten um Flucht, Migration und gesellschaftliche Zuschreibungen bis hin zur aktuellen »Stadtbilddebatte« in Beziehung gesetzt werden kann.
Tickets gibt es hier.
Über die Reihe Novemberlicht
»Novemberlicht« erinnert zum Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1938 an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die schmerzlichen Erfahrungen von Rassismus, Ausgrenzung und physischer Vernichtung mit künstlerischen Mitteln begreiflich und vermittelbar machen lassen – nicht nur als historische Erinnerung, sondern als Auftrag an die Gegenwart.
Die Veranstaltungsreihe wurde 2024 vom Buckowina e.V. Im Rahmen des Gedenkjahrs für die jüdische Dichterin Selma Merbaum (1924–1942) ins Leben gerufen. Ihren Auftakt bildete das bewegende Konzert zweier jüdischer Chöre aus Tel Aviv und Berlin in der Stadtkirche Buckow mit dem Titel „Unbroken“ – ein musikalisches Zeichen der Verbundenheit über Grenzen und Generationen hinweg.
Aufrund des große Anklangs des Gedenkkonzerts – es kamen über 100 Besucher:innen aus Buckow und ganz Ostbrandenburg – und den zahlreichen, ermutigenden Gespräche im Anschluss erwuchs bei allen Beteiligten der Wunsch, aus dieser einmaligen Veranstaltung eine Tradition alljährlichen Gedenkens erwachsen zu lassen.
»Novemberlicht« wird gefördert durch die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung. Wir danken Simona Koß (SPD), Vorsitzende des Kuratoriums der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), die erneut die Schirmherrschaft über diese Veranstaltung übernommen hat.